Taxi & Syri

Eine nicht ganz einfache Zusammenführung
oder
Was lange währt, wird endlich gut

14.02.2011

An diesem Tag trafen Herbert und ich uns das erste Mal mit Kati und Syri auf dem Feld.
Syri hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. So ließen wir erst einmal die beiden kleinen Wildsongs Pika und Blizz mit Syri laufen.
Gemeinsam liefen wir dann zum Auto zurück, packten die Aussies ein und quatschten noch.
Ich öffnete den Kofferraum, wo Taxi in der Box war.
Taxi hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie, ungelogen! noch nie! ein Problem mit Welpen.
So ließ ich ihn ohne Leine und ohne jeglichen Gedanken, dass es nicht gut gehen könnte, einfach los.
Er rannte zu Kati und ihrer Mutter, freute sich. Dann bemerkte er Syri und stürzte sich ohne jegliche Vorwarnung, ohne irgendeine Reaktion seitens Syri, auf sie.
Taxi war völlig weggetreten. Erst als ich ihn von Syri wegzog und zur Sau machte, reagierte er wieder.
Syri war nichts passiert. Er hatte nicht gebissen, aber es sah schon heftig aus.
Ich schmiss ihn dann erst mal ins Auto, doch Herbert meinte, dass er mit diesem Erfolg nicht weggehen darf und nahm ihn an die Leine.

Bei jeder negativen Reaktion in Syris Richtung, wurde er korrigiert.
Später setzte er sich dann neben sie, mied aber und drehte den Kopf in die andere Richtung.
Dann fuhren wir heim.

Ich war erschüttert, deprimiert… warum hatte er das getan? Warum Syri?

22.02.2011

Bis zu diesem Tag kam es zu keiner weiteren Begegnung zwischen Taxi und Syri.
Dieses Mal kamen Kati und ihre Mum in die Hundesporthalle in Berlin, wo Herbert und ich Training gaben.
In der Pause holte ich Taxi und ging an Syris Box vorbei. Er sah und tickte wieder völlig aus.
Nachdem er sich wieder abgeregt hatte, holte Kati Syri aus der Box und zusammen mit Herbert setzten wir uns auf den Boden.
Taxi fixierte und drohte sofort. Nach mehrmaligen Maßregelungen blieb er dann still.
Herbert legte Taxi neben sich ab, während er Syri auf dem Arm hatte. Beide fraßen dann aus seiner Hand, von Taxi kam da keine Reaktion.
Erst als sich Herbert mit Syri im Arm abwandte und aufstehen wollte, sprang Taxi hinterher und versuchte sie aus dem Arm zu reißen.
Es war einfach nur frustrierend. Ich suchte nach Gründen.
Was hätte ich anders machen müssen?
Welchen Auslöser gab es?
Wie kann man es ändern?
Kann man es ändern?

10.05.2011

Zusammen mit Kati, Syri und den Shelties, fuhr ich an die Ostsee. Taxi und Pika im Schlepptau.
Für Taxi hatte ich das Halti mitgenommen. Nach anfänglichem Gebrumme regte er sich relativ schnell ab und wir konnten recht entspannt nebeneinander laufen.
Am Strand direkt leinten wir dann beide abwechselnd ab. Taxi zeigte jedoch auch hier ganz deutlich, dass er auf Syris Bewegungen extrem aggressiv reagierte.
Immer wieder versuchte er sie irgendwie zu erwischen.

Sobald sie sich langsam bewegte oder lag, war es okay und er ignorierte sie.

06.06.2011 - 10.06.2011

Kati war mit auf den Edberghof gekommen. Wir gingen uns permanent aus dem Weg.
Taxi war immer noch nicht entspannt. Sobald sie ihn seine Sicht kam, baute er sich extrem auf und knurrte sofort.

Am vorletzten Tag versuchten wir es erneut – und es scheiterte.
Wäre Taxi nicht an der Leine gewesen, hätte er sie wieder angegriffen.

Herbert wusste sich auch keinen Rat. Auch er verstand nicht, was der Auslöser für Taxis Verhalten war.
Es war einfach nur traurig…
Es hätte alles so einfach sein können…

Juni/Juli

In der nächsten Zeit gingen Kati und ich wieder öfter spazieren. Dabei war Taxi stets mit Halti und Leine gesichert.

Wenn Syri zu dicht an ihn ran kam, versuchte er sofort sie irgendwie zu attackieren.
Wir trauten uns nicht recht Taxi abzuleinen. An der Flexi flippte er permanent aus, wenn sie an ihm vorbei kam und regte sich nur relativ schwer wieder ab.
So waren die Spaziergänge nie ganz stressfrei, aber unser Ziel war es Taxi verständlich zu machen, dass sie dazu gehört.

Einen Spaziergang war Herbert dann dabei. Da Taxi vor Herbert mehr Respekt zeigt, als vor mir, leinte er ihn ab (Taxi hatte Maulkorb um).
Es dauerte keine fünf Sekunden, da stürzte Taxi wieder auf Syri los.
Nach einer deutlichen Ermahnung von Herbert ging es dann. Er mied sie schließlich und lief die ganze Zeit hinter uns.
Keine Besserung und keine Verschlechterung.
Wir fühlten uns, als würden wir uns im Kreis drehen… aber Hoffnung stirbt ja bekanntlich nie…

01.08.2011

Ich hatte für Taxi einen K9-Maulkorb gekauft, damit wir endlich das Thema Zusammenführung gezielt angehen konnten. Die K9Maulkörbe find ich dahingehend super gut, dass der Hund sie eigentlich nicht von der Schnauze ziehen kann, was Taxi bei allen anderen vorher geschafft hatte.

Kati und ich trafen uns also am Feld. Taxi war an der Leine erst mal wieder angespannt, knurrte. Wir liefen dann ein Stück und leinten die beiden ab.
Sofort raste Taxi Syri hinterher, drückte sie auf den Boden und stellte sich über sie. Dann ging er.
Auf diesem Spaziergang bestätigte sich wieder das, was wir vorher schon festgestellt hatten: Ihre schnellen Bewegungen veranlassten ihn zum Austicken.
Er raste dann sofort hinterher und stürzte sich auf sie.
Durch den Maulkorb war die Heftigkeit aber um einiges weniger.

Jedoch besserte sich sein Verhalten auf dem Spaziergang, sodass wir zum Ende hin kurzzeitig sogar den Maulkorb entfernten.
Wir konnten beide auch problemlos nebeneinander setzen.
Sobald sie sich ihm nicht allzu sehr zuwand bzw. nicht rannte, war es okay und er tat so, als wäre sie nicht da.

Trotzdem wussten wir, dass er in einem ungeachteten Moment ggf. wieder auf Syri losgehen würde.
Es war alles, nur noch nicht entspannt...

August

Es folgten weitere Spaziergänge.
Unser Schema war folgendes: Taxi und Syri an der Leine. Taxi mit Maulkorb. Wir treffen uns, gehen erst mal ein paar Meter. Sobald Taxi nicht mehr fixiert, werden sie abgeleint.

Die Situation wurde deutlich entspannter…

05.09.2011

Relativ spät haben Herbert und ich uns schließlich mit Kati getroffen.
Taxi zeigte an diesem Tag das erste Mal (!) keine Aggression ggü Syri. Durchweg war er einfach nur neutral und fuhr die „sie ist nicht da“-Schiene.


06.09.2011

Abends hatten wir Training in Tonjas Halle.
Da ich mir sicher war, dass Taxi nichts machen würde, wenn ich nicht dabei wäre, nahmen Kati und ihre Mutter ihn und Syri mit auf einen kleinen Spaziergang.
Wie erwartet blieb er auch dieses Mal völlig ruhig.

07.09.2011

Herbi, Kati und ich fuhren mit den Jungspunden in den Tierpark.
Ich lud Kati danach noch zu uns zum Kuchen ein und wir wollten nach einem Geburtstagsgeschenk schauen.
Bevor wir in die Wohnung gingen, trafen wir uns noch schnell auf der Wiese. Taxi war neutral, hatte aber Maulkorb um.

Dann fuhren wir gemeinsam mit dem Fahrstuhl hoch und gingen in die Wohnung.
Während des ganzen Aufenthaltes kam es nur zu einer wirklich angespannten Situation.
Syri lag unter meinem Schreibtisch, Taxi wollte zu mir und entdeckte sie.
Dann baute er sich auf und grummelte, ließ sich aber sofort wegschicken.

Ich hätte nicht gedacht, dass er sich so gut benehmen würde.
Es wird…

08.09.2011

Herbert und ich hatten uns früh mit Katrin und Kati verabredet.
Taxi war dieses Mal völlig ohne Maulkorb. Auf diesem Spaziergang interessierte er sich überhaupt nicht für Syri.
Sie durfte ihn sogar anrempeln und er brummelte nicht mal.
Es war einfach nur toll!

12.09.2011

Kati und ich hatten beschlossen, dass wir nun mal einzeln mit Taxi und Syri gehen würden, damit sie sich mehr auseinander setzen können.
Sonst waren beide ja immer relativ abgelenkt durch die anderen Hunde.
Wir trafen uns 19.15 Uhr am Feld.
Taxi schien mir erst mal wieder etwas angespannter, als sonst. Ich hatte den Maulkorb wieder drum gemacht.
Relativ schnell regte er sich aber wieder ab und so entschieden wir zusammen, dass ich den Maulkorb abnehmen würde.
Beide liefen ohne Leine.
Erst ignorierten sich wieder beide und jeder ging seines Weges.
Dann bekam Syri ihre fünf Minuten und rannte ins Feld rein.
Plötzlich schoss Taxi hinterher. Mein erster Gedanke war „Jetzt geht er wieder auf sie los“, aber ich hatte mich sowas von geirrt.
Taxi sprang auf Syri zu und forderte sie zum Spielen auf!
Ich konnte es nicht fassen, mir schossen Tränen in die Augen und mein Herz überschlug sich.

Syri konnte damit zwar noch nicht so wirklich umgehen, aber Taxi animierte sie immer wieder dazu mitzurennen.
Ich kann nicht beschreiben, welche Freude in mir aufkam.

6 Monate hat es gedauert, bis wir an einem Punkt sind, mit dem ich leben kann.
Es war eine sehr stressige Zeit. Ständig lebte ich in den Bedenken, dass es nie wieder die großen, ausgedehnten Spaziergänge mit Kati geben könnte.
Aber ich habe auch gelernt, dran zu bleiben.
Auch wenn es aussichtslos aussah und ich zwischenzeitlich nicht gedacht habe, dass es irgendwann funktionieren würde.
Wie oft saß ich nach einem Spaziergang weinend im Zimmer und habe mich gefragt, warum Taxi mir das antut… nun weine ich, weil wir es endlich geschafft haben!

Ich denke, dass es noch ein paar Treffen brauchen wird, bis Kati und ich uns überhaupt keine Gedanken mehr über das Thema „Taxi & Syri“ machen müssen.
Aber der Tag heute hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Danke Herbert, dass du so viel geholfen hast. Du warst der erste, der die Leinen löste und hast Kati und mir immer Mut gemacht. Danke!

13.09.2011

Kati und ich liefen mit allen Hunden die große Runde von früher.
Taxi war am Anfang wieder leicht angespannt, regte sich dann aber schnell wieder ab und ignorierte Syri.

Selbst, wenn sie zu rennen begonn, hat er sie in Ruhe gelassen.

14.09.2011

Das erste Mal seit Ewigkeiten trafen wir uns wieder bei Kati zu Hause.
Taxi war mit Maulkorb gesichert, hätte ihn aber nicht benötigt.
Er war völlig entspannt und zeigte eindeutig wie weit sie sich in seine Richtung bewegen darf. Selbst als es ums Spielzeug ging, blieb er sehr lässig und ließ sie gewähren.

15.09.2011

Das Zusammentreffen heute war nur sehr kurz.
Erst fuhren Pika, Taxi und Syri zusammen im Auto. Syri war durch eine Stoffbox von Taxi und Pika getrennt. Taxi hat sie erkannt, durch den Stoff geschnüffelt und dann in Ruhe gelassen.
Auf der Fahrt hörten wir ihn dann mal grummeln, aber nichts Dramatisches.

Am Abend gingen wir dann eine kleine Runde vorm Training Gassi. Taxi ging an Syri ran, schnüffelte, wedelte mit der Rute und ging. :)

27.11. - 03.12.2011

In der Zwischenzeit gab es immer mal wieder Begegnungen mit Taxi und Syri. Aber es passierte nichts "Wichtiges" mehr. Wir befanden uns in einem Status, der nicht besser und nicht schlechter wurde.
Wenigstens etwas.

Im oben genannten Zeitraum musste ich erneut zum Studium und da ich ihn da leider nicht mitnehmen konnte, durfte er zu Kati gehen.
Laut ihren Aussagen fuhr er weiterhin die "Sie ist nicht da"-Schiene und ignorierte sie die ganze Zeit. Nur wenn sie zu nahe kam, dann grummelte er vor sich hin.
Das schien auch so zu bleiben, bis ich dann eines Abends dieses Video bekam:

KLICK HIER

Heute

Ich habe gerade festgestellt, dass ich hier vor mehr als einem Jahr aufgehört habe etwas zu schreiben.
Was ist also passiert? Wie läuft es heute?

Ich würde sagen: Wir haben es geschafft. Ein für alle Mal.
Heute gibt es keinen Gedanken mehr an Taxi & Syri. Wir haben keine Probleme mehr die beiden in einem Raum zu lassen, wir können zusammen wegfahren, wir können zusammen Gassi gehen, die beiden können nebeneinander Leckerlies kriegen, sie können mit einem Spielzeug spielen. Sie sitzen nebeneinander, sie spielen, sie rempeln sich an. Es ist egal geworden.
Taxi wird Syri vielleicht nie lieben, aber er mag sie. Er hat sich an sie gewöhnt, er will sie nicht mehr angreifen, er knurrt sie nicht mehr an.

KLICK

Ich kann nicht beschreiben wie glücklich ich bin, dass es sich alles so positiv entwickelt hat. Ich habe eine Weile dran gezweifelt. Heute denkt keiner von uns beiden mehr darüber nach. Wir erinnern uns gern an die schwierige Zeit und freuen uns über den IST-Zustand, denn wir gemeinsam haben es geschafft. Mit Durchhaltevermögen, Geduld und ganz viel Training.

Mittlerweile denke ich, dass es wieder mal so sein sollte. Taxi wollte, dass ich diese Erfahrung mache. Ich bin dran gewachsen, teilweise über meine Grenzen hinaus gegangen. Ich habe dazu gelernt und ich denke, dass Taxi und ich auf dem besten Weg sind eine wunderschöne Zeit zu haben.

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