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Taxi - Charakter

Selbst nach knapp fünf Jahren gemeinsamen Zusammenlebens ist es für mich immer noch wahnsinnig schwer Taxi zu beschreiben. Einfach, weil es keine Beschreibung gibt.
Alles, was ich über Taxi sagen würde, könnte morgen ganz anders sein. So ist er. Schwankend.

Taxi ist ein Hund, den ich nicht wirklich wesensstark nennen würde. Er kommt nur unheimlich schwer mit vielen Umweltreizen klar. Ich habe immer das Gefühl, dass er nicht filtern kann und alle Reize ungehindert auf ihn einströmen.
Er ist sehr schnell gestresst. Berlin ist der Horror für ihn. Viele Menschen, viele Hunde, viele Reize.

Taxi ist weit weg vom Stress ein sehr lustiger Quatschkopf, der eine riesige Lebensfreude hat und das Leben nur rosarot sieht. Er liebt es sich stundenlang im Schnee vorwärts zu robben, er liebt es fünfzigtausendmal ins Wasser zu springen und er braucht nichts mehr als lange Spaziergänge. Da blüht er völlig auf und ist ein "ganz normaler" Hund. Taxi ist gegenüber fremden Menschen extrem aufgeschlossen und lässt sich gern durchknuddeln. Aber er würde von sich aus nie auf einen Menschen zugehen, er ignoriert sie so lange bis sie Kontakt zu ihm aufnehmen.

Ein Spitzname von ihm ist "Kamikaze", denn er hat keine Angst vor Klippen, Rolltreppen, Fahrstühlen. Er vertraut da vollends. Es gibt nichts, was ihm da zu gefährlich wäre.
Bei einem Seminar stand er plötzlich auf dem Terrassengeländer im Obergeschoss und schaute zu mir hinab und ich weiß, dass er gesprungen wäre, wenn ich es ihm gesagt hätte. Es grenzt an ein Wunder, dass er sein Alter erreicht hat!

Jedoch gibt es auch die andere Seite von ihm. Den Taxi, den man nicht einschätzen kann und der plötzlich völlig unberechenbare Dinge tut.
Der Taxi, der mich so oft zum Weinen gebracht hat und der Taxi, den ich so oft schon abgeben wollte.
Wird der Stresspegel für ihn zu hoch, neigt er zu extremen Übersprunghandlungen, was sich meist in Aggression gegenüber ihn bekannten Artgenossen zeigt.
Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis ich zumindest etwas lokalisieren konnte wann diese Dinge passieren. Ich habe gelernt ihn besser lesen zu können und ich habe einsehen müssen, dass er nicht der Hund sein wird, den man bedenkenlos mitnehmen kann. Seine Nerven machen ihm da den Strich durch die Rechnung.

Taxi ist von sich aus sehr unsicher. Leider ist diese Unsicherheit irgendwann in Aggression umgeschlagen und so nahm seine Sozialverträglichkeit stetig ab.
Heute sind Hundebegnungen sehr kritisch, sie müssen gezielt und geplant vorgenommen worden, dann passt es. Aber einfach drauf los laufen lassen ist mit ihm nicht möglich. Es könnte gut gehen, muss es aber nicht und daher gehe ich diesen unkontrollierten Bewegungen heutzutage immer aus dem Weg.

In seinem ersten Lebensjahr hatte Taxi vor vielen Dingen extreme Angst/Panik. Allein das Summen einer Fliege sorgte für eine heftige Panikattacke, sodass er stundenlang unter meinem Bett verschwunden war.
Heute sind es die Geräusche von Disc-Scheiben, die dieses Verhalten nach wie vor auslösen.
Ansonsten hat sich dieses Verhalten extrem gebessert.

Trotz seiner eigenen Unsicherheit, die dafür sorgt, dass er sich oft selbst im Weg steht, ist er stets bemüht zu gefallen und er hat ein sensibles Gespür für meine eigenen Empfindungen. Änderte sich meine Gefühlsebene, so erkennt man das sofort an seinem eigenen Auftreten.

Taxi ist ein Hund, der alles geben würde, damit es mir gut geht. Er würde sein eigenes Leben opfern. Sobald mir Menschen bedrohlich werden bzw. es zu Streitigkeiten kommt, ist er sofort an meiner Seite.
Er hat so eine unglaublich große Bindung zu mir, dass wir beide leiden, wenn wir einander nicht haben. Er ist mein Spiegel, er zeigt mir genau wer ich bin. Er hat mich meine Schwächen gelehrt und mich an meinen Stärken arbeiten lassen.
Im Bett ist er meine Wärmflasche. Körperkontakt ist im Laufe der Zeit extrem wichtig für ihn geworden. Beim Fernsehschauen liegt er immer irgendwo auf meinem Körper.
Ich habe nie einen Hund gesehen, der sich so mit dem Kopf gegen einen lehnt und es einfach nur genießt Körperkontakt zu haben.

Ich kann unsere emotionale Bindung kaum in Worte fassen. Ich denke, man muss sie erlebt haben, um sie zu verstehen.

Taxi ist in meinen Augen unglaublich intelligent. Er versteht so schnell, beim Tricksen hat er unglaublichen Spaß und auch im Agility ist er immer motiviert dabei, auch wenn es ihm aufgrund seiner idiopathischen Krankheit nicht mehr möglich ist lang am Stück zu trainieren.
Leider wurde sein Stress auf Turnieren und die folgenden Übersprungshandlungen so heftig, dass ich es für seine Gesundheit aufgegeben habe mit ihm "öffentlich" zu laufen.
Es war keine einfache Entscheidung. Ich laufe gern mit ihm, er ist im Training einfach grandios und man kann alles mit ihm üben, aber wir konnten dieses Können nie zeigen und ich habe gemerkt, dass der Frust immer größer wurde.
Somit habe ich mich entschieden den Turniersport an den Nagel zu hängen und mittlerweile stört es mich auch nicht mehr. Ich bin glücklich mit ihm, auch ohne Agilityturniere.

Herbert sagt immer, dass er nie einen Hund kennen gelernt hat, der so viel kommuniziert wie Taxi. Er ist die ganze Zeit mit seiner Umwelt am "sprechen". Er hat so eine extreme Vielfalt an Mimik, dass man jede Regung sofort erkennt.

Auch wenn wir nach außen noch nicht das Team sind, das sich ohne Worte versteht, wir sind uns auf einer ganz anderen Ebene so verbunden, dass es über all unsere Probleme geht.
Ich weiß, dass er niemals der verträglichste, verlässlichste und wesensstarkste Hund sein wird. Damals habe ich versucht ihn zu ändern, habe nicht verstehen wollen, dass er das nicht ertragen konnte.
Heute habe ich akzeptiert wie er ist. Auch wenn es mir immer noch schwer fällt ihn zu Hause zu lassen, wenn ich Pikachu mitnehme. Aber es ist besser für ihn.

Zum Abschluss muss ich sagen, dass es keinen besseren Lehrer für mich hätte geben können als Taxi. Er hat mir so viel über mich selbst, über Hunde, über Erziehung und über Konsequenz gelehrt.
Er war für mich der perfekte, wenn auch nicht einfachste, Ersthund, den ich bekommen konnte und ich liebe ihn. So wie er ist.

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